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Theologie

Johannes Chrysostomos – Teil 7

Die Kontinuität in der richtigen Art und Weise der Anbetung Gottes ist ein bestimmender Aspekt des orthodoxen Missionsverständnisses. Davon können auch die freien Kirchen lernen, die den Erfolg von Mission sehr oft durch Ausdehnung in Form von weiteren Kirchengründung oder anhand von Gottesdienstbesuchern messen. Diese Dinge sind sicherlich Hinweise, die zu berücksichtigen sind. Gleichzeitig ist aber auch die Kontinuität im Gotteslob wesentlicher Bestandteil der Mission.

In diesem 7. Teil über das Leben und Wirken des Johannes Chrysostomos und die auf ihn zurückgehende Göttliche Liturgie soll auf die doxologische Komponente des orthodoxen Missionsverständnisses eingegangen werden.

Dieses Verständnis der Mission ist geprägt von der Unterscheidung der Mission der orthodoxen Kirche von den Missionen der römisch-katholischen und der reformatorischen Kirchen im Westen. Während die Kirchen im Westen vor allem die räumliche Expansion der Mission betonen und vielfach die Ausbreitung in neuen Gebieten durch neue Kirchen anstreben, setzt die Orthodoxie einen anderen Schwerpunkt. Hier steht verstärkt der Aspekt der Kontinuität und damit der zeitlichen Ausdehnung im Gegensatz zur räumlichen Expansion im Vordergrund. In den Ostkirchen steht vielfach die Tradition und der Bezug zur Geschichte im Fokus. Die Kontinuität der Kirche zeigt sich in der Weitergabe des Glaubens von Generation zu Generation.

Diese Kontinuität der Orthodoxie drückt sich aus in der Liturgie und im Gotteslob. Ion Bria argumentiert, dass der Missionsauftrag von Jesus an seine Jünger aus Matthäus 28,18-20 auf der ersten Vaterunser-Bitte basiert:

Deshalb sollt ihr auf diese Weise beten: Unser Vater, der du bist im Himmel! Geheiligt werde dein Name.

Matthäus 6,9; SCH2000

Demnach ist die christliche Mission im Gotteslob verankert und zugleich ist das Gotteslob immer auch Verkündigung der Evangeliumsbotschaft. Mission wird also eng verknüpft mit der doxologischen und dadurch auch mit der liturgischen Komponente.

Doxologie beschreibt die lobende Anerkennung Gottes. Die Herrlichkeit und die herausragende Stellung Gottes führt den Gläubigen zur Anbetung. Diese Form der lobpreisenden Anbetung ist im Neuen Testament allgegenwärtig und insbesondere auch in der Offenbarung sichtbar.

Würdig bist du, o Herr, zu empfangen den Ruhm und die Ehre und die Macht; denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen sind sie und wurden sie geschaffen!

Offenbarung 4,11; SCH2000

Und nach diesem hörte ich eine laute Stimme einer großen Volksmenge im Himmel, die sprach: Hallelujah! Das Heil und die Herrlichkeit und die Ehre und die Macht gehören dem Herrn, unserem Gott!

Offenbarung 19,1; SCH2000

Dabei ist festzuhalten, dass die Doxologien immer in dem Rettungshandeln Gottes gründen. Gott wird angebetet, weil er sich in seinem Heilshandeln gegenüber den Menschen in seinem Sohn Christus offenbart hat. Darin begründet sich erneut der Aufbau der orthodoxen Liturgie, die sich sehr nah an dem Heilshandeln und dem Lebensweg von Christus orientiert. Hier verbinden sich Heilshandeln und Liturgie eng miteinander, sodass die Liturgie und die Doxologie als Evangeliumsverkündigung auch diejenigen anspricht, die noch nicht an Christus glauben.

„Das gottesdienstliche Geschehen ist als liturgisch-doxologisches Geschehen die anbetende Ausrufung der Ehre und Herrschaft Gottes. Das gottesdienstliche Geschehen ist zum anderen als liturgisch-eucharistisches Geschehen jedoch zugleich die Repräsentation des Evangeliums. Ausrufung und Eucharistie gehören also zusammen. Überhaupt habe es das Glaubenszeugnis in Mission und kirchlichem Leben immer nur zusammen gegeben mit Gebet, Gottesdienst und Eucharistie.“

Wrogemann, Henning. „Missionstheologien der Gegenwart. Globale Entwicklungen, kontextuelle Profile und ökumenische Herausforderungen.

Die Liturgie des Gottesdienstes und die vielen doxologischen Elemente sind also wesentlicher Bestandteil der Mission in der orthodoxen Kirche. Die Kontinuität in der richtigen Art und Weise der Anbetung Gottes ist ein bestimmender Aspekt des orthodoxen Missionsverständnisses. Davon können auch die freien Kirchen lernen, die den Erfolg von Mission sehr oft durch Ausdehnung in Form von weiteren Kirchengründung oder anhand von Gottesdienstbesuchern messen. Diese Dinge sind sicherlich Hinweise, die zu berücksichtigen sind. Gleichzeitig ist aber auch die Kontinuität im Gotteslob wesentlicher Bestandteil der Mission. Die zeitliche Ausdehnung und die Treue in der Anbetung haben einen unschätzbaren Wert.


Wrogemann, Henning. „Missionstheologien der Gegenwart. Globale Entwicklungen, kontextuelle Profile und ökumenische Herausforderungen.“