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Kirchengeschichte

Johannes Chrysostomos – Teil 5

Die Liturgie lässt sich in drei Teile gliedern, die Proskomidie, die Liturgie der Katechumenen und die Liturgie der Gläubigen. Diese drei Hauptteile sollen in diesem Blogbeitrag genauer betrachtet werden. Insgesamt ist die Chrysostomos Liturgie dadurch gekennzeichnet, dass sie sich in ihrem Ablauf an dem Lebensweg Jesu von der Geburt bis zur Himmelfahrt orientiert. Darin zeigt sich eine heilsgeschichtliche Perspektive, welche im Kommen des Christus ihre Zusammenfassung findet.

Die Hauptliturgie der orthodoxen Kirche trägt den Namen des Johannes Chrysostomos. Der bedeutende Kirchenvater bleibt also schon dadurch in Erinnerung, dass diese auf ihn zurückgehende Liturgie an den überwiegenden Sonntagen in den orthodoxen Kirchen gefeiert wird. Ein wichtiger Teil des Textes dieser Liturgie geht auf Chrysostomos direkt zurück.

Das gilt vor allem für das Kernstück der Liturgie, die Anaphora, welche Gebete und Fürbitten, die Einsetzungsworte und die Nennung der Namen der Verstorbenen einschließt. Johannes hat damit das spezifisch liturgische Bewußtsein der Orthodoxie geprägt.

Brändle, Rudolf. „Johannes Chrysostomus. Bischof – Reformer – Märtyrer.“

In den nächsten Blogeinträgen soll die heilige und göttliche Liturgie des Johannes Chrysostomos in einigen Bereichen genauer untersucht werden und dabei erneut Rückschlüsse auf die Mission gezogen werden. Die hier beschriebene Göttliche Liturgie des Johannes Chrysostomos geht auf die Stadtliturgie in Konstantinopel zurück und wird seit über 1000 Jahren weitgehend unverändert in den Gottesdiensten der orthodoxen Kirchen gefeiert. Entsprechend der örtlichen Bräuche gibt es in den verschiedenen Kirchen leichte Anpassungen, das Grundgerüst dieser Liturgie lässt sich aber immer wiederfinden.

Die Liturgie lässt sich in drei Teile gliedern, die Proskomidie, die Liturgie der Katechumenen und die Liturgie der Gläubigen. Diese drei Hauptteile sollen in diesem Blogbeitrag genauer betrachtet werden. Insgesamt ist die Chrysostomos Liturgie dadurch gekennzeichnet, dass sie sich in ihrem Ablauf an dem Lebensweg Jesu von der Geburt bis zur Himmelfahrt orientiert. Darin zeigt sich eine heilsgeschichtliche Perspektive, welche im Kommen des Christus ihre Zusammenfassung findet. In den folgenden Darstellungen sollen solche Aspekte und Schwerpunkte berücksichtigt werden, die für die missionstheologische Perspektive von Bedeutung sind.

Die Proskomidie betrifft die Vorbereitungshandlungen beziehungsweise Rüsthandlungen für die anschließenden Hauptteile der Liturgie. Diese Handlungen werden im Altarraum durch Priester und Diakone für die Gemeinde nicht sichtbar vorgenommen. Zunächst bereiten sich die Liturgen durch Gebete und Reinigungshandlung auf das bevorstehende Geschehen vor. Dabei wird die eigene Unwürdigkeit bekannt und um die Reinigung durch Gott gebeten. Unter Berücksichtigung der starken Bildertheologie der Liturgie des Chrysostomos spielen insbesondere die Darstellung der Geburt Christi, aber auch schon die Ankündigung seines Kreuzestod eine große Rolle. In der Vorbereitung von Brot und Wein zeigt sich bereits, dass die Zielsetzung der Menschwerdung das Erlösungswerk am Kreuz ist.

Das Opferbrot enthält durch einen Holzstempel eingedrückt die Anfangsbuchstaben für die aus dem Griechischen zu übersetzende Aussage „Jesus siegt“. Diese Buchstaben sind in einem Rechteck eingedrückt, welches das Lamm Gottes symbolisiert. In der Vorbereitung wird das Rechteck durch Schnitte herausgehoben. Ein größeres Brotstück symbolisiert die Gottesmutter und wird zur Rechten des Lammes platziert. Kleinere Brotstückchen für die Engel, Propheten, Apostel, Kirchenväter, Märtyrer und Heiligen werden auf der linken Seite positioniert. Unter dem Lamm werden für die Lebenden und Verstorbenen ebenfalls Brotstücke abgelegt. Dadurch wird die gesamte Kirche dargestellt, welche sich um das Haupt der Gemeinde, Jesus Christus, versammelt. Schließlich wird der Wein mit Wasser vermischt vorbereitet. Brot und Wein werden dann mit Decken verhüllt. In der Pros-komidie wird die Heilsgeschichte angedeutet, welche dann in den Hauptteilen vergegenwärtigt werden soll.

In der Liturgie der Katechumenen steht die Lesung der Epistel und des Evangeliums sowie die anschließende Auslegung durch den Priester im Mittelpunkt. Daher wird dieser Teil häufig auch als Liturgie des Wortes bezeichnet. Die versammelte Gemeinde wird wie bereits in der Proskomidie angedeutet als Leib des menschgewordenen Wortes offenbart. Die Zweiteilung in Liturgie der Katechumenen und Liturgie der Gläubigen geht auf die Alte Kirche zurück. Die Katechumenen, die sich auf die Taufe noch vorbereiteten, mussten nach diesem ersten Teil die Kirche verlassen. Diese Praxis ist heute nicht mehr stark vertreten, die Aufteilung der Liturgie wurde jedoch beibehalten. Die Liturgie der Katechumenen beginnt mit dem trinitarischen Lobpreis, dem Fürbittengebet und den daran anschließenden Gesang der drei Antiphona. Nun folgt der Kleine Einzug der Liturgen, welcher von Gesang und Gebet begleitet wird. Das Evangelienbuch wird hereingetragen und auf dem Altar niedergelegt. Dieser Einzug des Evangelienbuches symbolisiert das Kommen des Christus als Wort Gottes und den Beginn seiner Verkündigung. Nach dem Kleinen Einzug folgt das Trishagion und im Anschluss die Schriftlesung, zunächst die Apostellesung und dann die Lesung aus dem Evangelium. Der Priester deutet den Bibeltext in der Predigt. Nachdem Lesung und Predigt stattgefunden haben, wird für die Katechumenen gebetet und anschließend werden die Katechumenen mehrfach aufgefordert, die Kirche zu verlassen. Damit endet die Liturgie der Katechumenen und es folgt die Liturgie der Gläubigen. Das Hinausschicken der Katechumenen ist heute noch immer Teil der Liturgie in den orthodoxen Kirchen, wird jedoch wie bereits beschrieben nur noch in wenigen Kirchen derart praktiziert, dass die Katechumenen tatsächlich die Kirche verlassen müssen.

Im Mittelpunkt der Liturgie der Gläubigen steht die Feier der Eucharistie mit der Wandlung von Brot und Wein. Hier zeigt sich der deutlichste Bezug der Gottesdienstfeier zur Passion Christi. Die Liturgen und weitere anwesende Geistliche empfangen zuerst Brot und Wein. Dann eröffnet der Priester die Kommunion auch für die anderen anwesenden Gläubigen, welche Teile des in den Kelch getauchten Brotes vor der Mitteltür der Ikonenwand gereicht bekommen.

Die Liturgie der Gläubigen beginnt mit zwei Gebeten und anschließend dem Großen Einzug, bei welchem Brot und Wein vom Rüsttisch durch das Kirchenschiff zum Altar gebracht werden. Nach weiteren Gebeten, dem Friedensgruß und dem Friedenskuss der Liturgen liest die gesamte Gemeinde das Glaubensbekenntnis. Die Liturgie geht ihrem Höhepunkt entgegen und es folgt das eucharistische Hochgebet, die Anaphora mit Danksagung, Lobpreisung, den Einsetzungsworten, dem Abendmahlbericht, der Erinnerung an die Heilstaten Christi und der Epiklese mit Bitte der Verwandlung von Brot und Wein. Im Anschluss folgt die oben bereits beschriebene Austeilung von Brot und Wein. Nach Danksagung und Segnung endet der Gottesdienst und den Gläubigen wird das Antidoron gereicht, ein heiliges Brot.

Im nächsten Blogeintrag soll verdeutlicht werden, welche wesentlichen Gedanken die Liturgie des Chrysostomos bestimmen und wie darin missionstheologische Aspekte zum Vorschein kommen. Dabei wird es zunächst um die Eucharistie gehen, welche den Anteil des Gläubigen an der Sendung Christi begründet.


Doepmann, Hans-Dieter. „Die orthodoxen Kirchen in Geschichte und Gegenwart.“

Nikolakopoulos, Konstantin. „Gesammelte orthodoxe theologische Studien.“

Schneider, Michael. „Die Chrysostomosliturgie.“

Thöle, Reinhard. „Zugänge zur Orthodoxie.“

Vujasin, Vidoslav. „Die Struktur der Göttlichen Liturgie – Kurzer Überblick.“