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Bibelauslegung Nachfolge

Kinder und Eltern – Knechte und Herren

Der Apostel Paulus hat längere Zeit mit Erfolg in Ephesus gewirkt. Später schreibt er dann aus dem Gefängnis einen Brief an die Christen in Ephesus. Er besteht aus sechs Kapiteln. In den ersten drei Kapiteln erklärt Paulus seinen Lesern das Evangelium. Dann folgt das Wort „deshalb“. Es markiert einen thematischen Wechsel. In den letzten drei Kapiteln beschreibt Paulus die Folgen des Evangeliums für unser persönliches Leben. In Kapitel 6 gibt Paulus Hinweise zum Verhältnis zwischen Kindern und Eltern und zwischen Knechten und Herren. 

Der Apostel Paulus hat längere Zeit mit Erfolg in Ephesus gewirkt. Später schreibt er dann aus dem Gefängnis einen Brief an die Christen in Ephesus. Er besteht aus sechs Kapiteln. In den ersten drei Kapiteln erklärt Paulus seinen Lesern das Evangelium. Dann folgt das Wort „deshalb“. Es markiert einen thematischen Wechsel. In den letzten drei Kapiteln beschreibt Paulus die Folgen des Evangeliums für unser persönliches Leben. In Kapitel 6 gibt Paulus Hinweise zum Verhältnis zwischen Kindern und Eltern und zwischen Knechten und Herren. 

Der Wille Gottes für Kinder und Eltern

Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern in dem Herrn; denn das ist recht. »Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren«, das ist das erste Gebot mit einer Verheißung: »damit es dir gut geht und du lange lebst auf Erden«. Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn.

Der Wille Gottes für Knechte und Herren

Ihr Knechte, gehorcht euren leiblichen Herren mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens, als dem Christus; nicht mit Augendienerei, um Menschen zu gefallen, sondern als Knechte des Christus, die den Willen Gottes von Herzen tun; dient mit gutem Willen dem Herrn und nicht den Menschen, da ihr wisst: Was ein jeder Gutes tun wird, das wird er von dem Herrn empfangen, er sei ein Sklave oder ein Freier. Und ihr Herren, tut dasselbe ihnen gegenüber und lasst das Drohen, da ihr wisst, dass auch euer eigener Herr im Himmel ist und dass es bei ihm kein Ansehen der Person gibt.

Epheser 6,19

Kinder und Eltern

Eine Schülergruppe aus Berlin wurde einmal gefragt, welches der Zehn Gebote sie kennen. Die spontane Antwort von einem Schüler war: „Du sollst Vater und Mutter nicht töten!“. Diese Aufforderung steht zwar so nicht in den Zehn Geboten, ist aber auch nicht verkehrt. Du sollst nicht töten umfasst schließlich auch Vater und Mutter. Die Aufforderung, die wir auch in der Bibel finden, Vater und Mutter zu ehren, gilt außerdem im Idealfall für alle Menschen.

Adressat der ersten Verse sind Kinder. Die Aufforderung von Paulus hat zwei Aspekte, die tendenziell vom Alter abhängig sind. Zunächst fordert Paulus Gehorsam. Die Gehorsamspflicht endet in gewisser Weise mit dem Erwachsenenalter, man könnte also von einer Aufforderung für jüngere Kinder sprechen. Die zweite Aufforderung beinhaltet das Ehren von Vater und Mutter. Ein wesentlicher Aspekt dieser Aufforderung aus dem Alten Testament war die materielle Versorgung. Kinder waren die beste Altersvorsorge.

Diese Aufforderung gilt heute auch und umfasst noch immer die materielle Versorgung im Alter. Es heißt aber auch, Lebensleistung anzuerkennen und zu würdigen. Denn diese Anerkennung mündet in Teilhabe und zeigt den eigenen Eltern: „Du gehörst dazu“ und „du hast etwas zu geben“. An diesen Signalen mangelt es oftmals in unserer Gesellschaft. Jüngere und ältere Menschen profitieren von der Weitergabe von Lebenserfahrung, Menschenkenntnis, Geduld oder der Fähigkeit, Krisen zu bewältigen. Es sind keine Qualitäten, die man vermitteln kann wie Knowhow im Bereich der Digitalisierung. Es sind Fähigkeiten, die über Jahrzehnte reifen und sich bewähren.

Verbunden mit der Aufforderung ist eine Verheißung aus 5 Mose 5,16. Diese Verheißung bedeutet nicht, dass jedes gehorsame Kind ein langes Leben hat. Es ist die Feststellung, dass Gott sein Volk schützte und gedeihen ließ, als es Demut, Respekt und Gehorsam gegenüber den Eltern gab. Als sie seine Gebote verließen, arrogant, respektlos und ungehorsam wurden, zog Gott sich zurück und übergab sie ihren Feinden.

Adressat der nächsten Verse sind Eltern. Ihnen gilt die Aufforderung, Kinder nicht zum Zorn zu provozieren, sondern sie in der Unterweisung und Ermahnung des Herrn zu erziehen. Das heißt nicht, dass der Wille der Kinder nicht übertreten werden darf. Es heißt vielmehr, dass dies nicht ohne Grund geschehen soll. Paulus scheint zu verdeutlichen: Wut kommt von dem Gefühl, dass die Regeln der Eltern unbedeutend und trivial sind. Aber ein Kind, das sieht, dass die Regeln des Elternhauses und ihre Durchsetzung mit einer großen Vision des Lebens und einem großen Ziel verbunden sind, für das es zu leben gilt, wird seltener Groll gegen die Eltern hegen. Der Theologe Andrew Lincoln sagte: Wir befehlen ihnen nicht willkürlich etwas, nur um zu zeigen, dass wir Macht über sie haben.

Es entspricht dem Geist und Wortlaut des Textes zu sagen, dass die große Herausforderung für Eltern darin besteht, ihren Kindern eine Vision von Gottes Triumph in der Welt zu vermitteln und ihnen die aufregende Hoffnung einzuflößen, auf der Seite der Wahrheit und der Gerechtigkeit und der Freude und des Sieges zu stehen. Das ist die wichtigste Aufgabe der Eltern. Wie sieht das in der Praxis aus? Bezeichnenderweise werden die Worte Zucht und Ermahnung aus Epheser 6 verwendet, um den Zweck der Heiligen Schrift zu beschreiben.

Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet.

2 Timotheus 3,16-17

Alle diese Dinge aber, die jenen widerfuhren, sind Vorbilder, und sie wurden zur Warnung für uns aufgeschrieben, auf die das Ende der Weltzeiten gekommen ist.

1 Korinther 10,11

Eltern sollen ihre Kinder nach dem Wort Gottes erziehen. Dazu ist eine tiefe Kenntnis notwendig und die Entscheidung, der Bibel und der Weisheit Gottes wesentlichen Einfluss auf das Erziehungsgeschehen zu geben.

Knechte und Herren

Nun widmet sich Paulus den Knechten und Herren. Zunächst ist zu berücksichtigen, dass wir es mit römischer Kultur zu tun haben, in der Sklaverei völlig normal gewesen ist. In diese Kultur kam das Christentum. Als das Evangelium Wirkung entfaltet hat, trafen in der Kirche plötzlich beide Gruppen aufeinander. Das führte zu einer Herausforderung.

Zunächst werden die Knechte adressiert. Ihre Aufgabe ist der Gehorsam und die Dienstbereitschaft gegenüber den leiblichen Herren. Das Wort „Herren“ ist das gleiche Wort, dass auch für Jesus in Vers 7 verwendet wird. Es wird hier nur ergänzt um den Zusatz „leiblich“, um die Abgrenzung zu verdeutlichen. Entscheidendes Wort ist das „als“. Die Knechte haben einen neuen Herrn bekommen, die Ordnung hat sich geändert. Es stellt eine Aufwertung der Arbeit dar, die nun „als“ für den Herrn des Universums getan wird. 

Aber warum ist die Arbeit für den Vorgesetzten als Dienst für Gott zu verstehen? Eine Antwort kann 1 Petr 2,13-16 liefern.

Ordnet euch deshalb aller menschlichen Ordnung unter um des Herrn willen, es sei dem König als dem Oberhaupt oder den Statthaltern als seinen Gesandten zur Bestrafung der Übeltäter und zum Lob derer, die Gutes tun. Denn das ist der Wille Gottes, dass ihr durch Gutestun die Unwissenheit der unverständigen Menschen zum Schweigen bringt; als Freie, und nicht als solche, die die Freiheit als Deckmantel für die Bosheit benutzen, sondern als Knechte Gottes.

1 Petrus 2,13-16

Hier zeigt sich eine grundsätzliche Ordnung. Gott lässt menschliche Über- und Unterordnung zu. Sogar im Fall von schlechten Regierungen. Hier ist die Ordnung: Gott, dann Regierung, dann die Christen. Unser wahrer Herr sendet uns unter die Autorität von anderen Menschen. Dieser Sendung zu folgen ist Gehorsam gegenüber Gott. Eine Ausnahme dieser Ordnung zeigt Apostelgeschichte 5,29. 

Aber Petrus und die Apostel antworteten und sprachen: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!

Apostelgeschichte 5,29

Es ist die Folge, wenn beispielsweise die Regierung aus der Ordnung heraustritt. Es gilt aber nur in sehr eingeschränkten Fällen. Das zeigt allein der Umgang von Paulus mit dem Römischen Reich. 

Hauptaspekt ist, dass in der Hinwendung zu Christus sowohl die Sklaven als auch die Herren einen neuen Herren bekommen haben. Es kommt ein fundamentaler Wandel in diese Beziehung, denn Sklaven und Herren haben jetzt einen gemeinsamen Herrn. Vers 8 liefert auch eine Verheißung. Wenn auch kein irdischer Herr unsere Arbeit bemerkt und belohnt, dürfen wir uns darauf verlassen, dass unser himmlischer Herr unser Bemühen sieht und belohnen wird. Hier findet im Text dann ein Wechsel von den Sklaven zu den Herren statt, denn dieses Prinzip gilt für beide Gruppen.

Für Menschen in Machtposition gilt der gleiche Grundsatz. Paulus schreibt eine Erinnerung an Menschen in Machtposition: Ein unbestechlicher Richter ist der gemeinsame Herr der Knechte und Herren. Und so sollen die Herren Christus gehorchen und sich als Knechte von Christus verstehen. Diese Perspektive macht frei von Hochmut. Der Knecht und Herr haben den gleichen Herrn im Himmel. Seine Autorität ist unvergleichlich höher als menschliche Autorität. Gott steht so weit über irdischen Herren, dass man bei den Menschen kaum mehr unterscheiden kann, wer über wem steht.

Denn ihr sollt so gesinnt sein, wie es Christus Jesus auch war, der, als er in der Gestalt Gottes war, es nicht wie einen Raub festhielt, Gott gleich zu sein; sondern er entäußerte sich selbst, nahm die Gestalt eines Knechtes an und wurde wie die Menschen; und in seiner äußeren Erscheinung als ein Mensch erfunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz.

Philipper 2,5-8

In Jesus sehen wir eine erstaunliche Haltung. Die Verheißung für Gehorsam aus Epheser 6 für Kinder war, dass es ihnen gut geht und sie lange leben. Jesus war seine Vater bis zum Tod am Kreuz gehorsam und hat uns die Verheißung geschenkt. Durch sein Tod am Kreuz geht es uns geht und wir dürfen ewig leben in der Gemeinschaft mit dem himmlischen Vater.

Die Verheißung für Unterordnung und dienende Haltung aus Epheser 6 war, dass man das Gute erhält, das man tut. Jesus zeigte sich als Knecht und Diener. Nicht um Menschen zu gefallen. Schließlich wurde er verachtet. Aber er ordnete sich dem Willen des Vaters unter. Nicht damit er das Gute empfängt, sondern wir haben von unserem Herrn das Gute empfangen, obwohl wir es nicht verdient haben.

Wenn wir diese Schönheit begreifen, dann treten wir gerne in die Ordnungen hinein, die Gott uns Menschen gegeben hat.