Psalm 1,4 gibt uns einen Anhaltspunkt, um die Vielfalt und Wirkungsweise des Heiligen Geistes besser zu verstehen. Der Geist Gottes hat viele gute Eigenschaften. Zum Beispiel zeigt er eine große Genialität in der Evangelisationsstrategie. Sichtbar wird dieses strategische Geschick zum Pfingstfest, von dem in der Apostelgeschichte berichtet wird. Dieses christliche Fest entstand aus dem jüdischen Fest Schawuot. Es war eines der Wallfahrtfeste, zu denen die Juden nach Jerusalem pilgerten. Als der Heilige Geist in Apostelgeschichte 2 auf die Jünger kam, redeten sie in verschiedenen Sprachen, die sich nicht gelernt hatten und verkündeten die Taten Gottes.
»Wie ist das möglich?«, riefen sie außer sich. »Alle diese Leute sind doch aus Galiläa, und nun hören wir sie in unserer Muttersprache reden; ganz gleich ob wir Parther, Meder oder Elamiter sind. Andere von uns kommen aus Mesopotamien, Judäa, Kappadozien, Pontus und der Provinz Asia, aus Phrygien, Pamphylien und aus Ägypten, aus der Gegend von Kyrene in Libyen und selbst aus Rom. Wir sind Juden oder Anhänger des jüdischen Glaubens, Kreter und Araber. Doch jeder von uns hört diese Menschen in seiner eigenen Sprache von Gottes großen Taten reden!« Erstaunt und ratlos fragte einer den anderen: »Was soll das bedeuten?« Einige aber spotteten: »Die haben doch nur zu viel getrunken!«
Apostelgeschichte 2, 7-13
Die Pilger hörten durch das Wirken des Heiligen Geistes die Botschaft des Evangeliums und nahmen sie mit in ihre Heimat. Eine intelligente Vorgehensweise. Dabei will sich der Heilige Geist nie selbst in den Mittelpunkt stellen. Es ist sein Anliegen, den Sohn Gottes und dessen Wirken darzustellen.
Der Heilige Geist, den euch der Vater an meiner Stelle als Helfer senden wird, er wird euch alles erklären und euch an das erinnern, was ich gesagt habe.
Johannes 14, 26
Wenn ich beim Vater bin, will ich euch den Helfer senden, von dem ich gesprochen habe, den Geist der Wahrheit. Er wird vom Vater kommen und bezeugen, wer ich bin.
Johannes 15, 26
Wenn wir zurück auf Psalm 1,4 schauen, wird der Blick nun auf die Gottlosen gerichtet. Auffällig ist, dass der Glückselige bisher im Singular erwähnt wird und die Gottlosen nun im Plural.
Glücklich ist, wer nicht dem Rat gottloser Menschen folgt, wer nicht mit Sündern auf einer Seite steht, wer nicht mit solchen Leuten zusammensitzt, die über alles Heilige herziehen, sondern wer Freude hat am Gesetz des HERRN und darüber nachdenkt – Tag und Nacht. Er ist wie ein Baum, der nah am Wasser gepflanzt ist, der Frucht trägt Jahr für Jahr und dessen Blätter nie verwelken. Was er sich vornimmt, das gelingt. Ganz anders ergeht es allen, denen Gott gleichgültig ist: Sie sind wie Spreu, die der Wind verweht. Vor Gottes Gericht können sie nicht bestehen. Weil sie seine Gebote missachtet haben, sind sie aus seiner Gemeinde ausgeschlossen. Der HERR wacht über den Weg aller Menschen, die nach seinem Wort leben. Doch wer sich ihm trotzig verschließt, der läuft in sein Verderben.
Psalm 1
Hier könnte man einen Hinweis auf ein Verhältnis erkennen, welches auch bei Jesus in Matthäus 7,13-14 deutlich wird. Evangelisation hat vielleicht weniger mit Massenveranstaltungen zu tun, als wir manchmal denken.
»Geht durch das enge Tor! Denn das Tor zum Verderben ist breit und der Weg dorthin bequem. Viele Menschen gehen ihn. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng und der Weg dorthin schmal! Deshalb finden ihn nur wenige.«
Matthäus 7, 13-14
Die Gottlosen werden in Psalm 1,4 mit Spreu verglichen, das durch den Wind weggeweht wird. Den meisten wir das Sprichwort bekannt sein: Da trennt sich die Spreu vom Weizen. Eine beliebte Redewendung in der Motivationsansprache von übermotivierten Fußballtrainern in niedrigeren Spielklassen. Das Bild bezieht sich auf den Vorgang des Dreschens von Getreide. Im Anschluss wurde es geworfelt, sodass durch den Wind die Bestandteile nach Gewicht getrennt worden sind. Die schweren Körner fallen direkt auf den Boden, die Strohstoppeln werden durch den Wind entfernt.
Das Bild der wertlosen Spreu wird im Alten Testament immer wieder verwendet.
Wann endlich sind sie wie Spreu im Wind, wie ein Strohhalm, den der Sturm wegwirbelt?
Hört ihr den Lärm? Ganze Völkermassen kommen auf uns zu, riesige Heere stürmen heran! Es klingt wie das Brausen gewaltiger Meereswogen, wie das Donnern wütender Wellen in sturmgepeitschter See. Doch Gott bringt sie zum Schweigen. Nur ein Wort – und sie suchen das Weite. Sie werden auseinandergejagt wie Spreu, die der Wind davonbläst, wie dürres Laub, das der Sturm vor sich herwirbelt.
Jesaja 17, 12-13
Auch Johannes der Täufer verwendet dieses Bild, um den Auftrag Jesu im Neuen Testament zu verdeutlichen.
Schon hat er die Schaufel in seiner Hand, mit der er die Spreu vom Weizen trennt. Seinen Weizen wird er in die Scheune bringen, die Spreu aber wird er in einem Feuer verbrennen, das nie verlöscht.
Matthäus 3, 12
In Psalm 1 steht die Spreu in einem sehr starken Kontrast zum Baum, welcher durch seine Verwurzelung fest steht und den Wind nicht fürchten muss. Für Wind wird im Alten Testament in der Regel der hebräische Begriff ruach verwendet. Ruach ist im Alten Testament auch die gewählte Begrifflichkeit für den Geist Gottes. Bringen wir die Gedanken zusammen, dann erkennen wir wieder Funktionen oder Eigenschaften des Heiligen Geistes.
Der Wind ist geheimnisvoll. Er kann nicht eingefangen werden. Der Mensch kann den Wind in seinem Wirken zwar beobachten, ihn aber nicht fassen oder über ihn verfügen. So ist es auch mit dem Heiligen Geist. Der Wind kann nach Gewicht trennen wie bei Körnern und Spreu. Der Geist Gottes hat damit auch eine richtende Funktion. Er führt eine Trennung durch, indem er die Welt demaskiert und überführt. Der Geist verschweigt nichts und redet die Dinge nicht schön. Es ist ein Geist der Wahrheit.
Und ist er erst gekommen, wird er den Menschen die Augen für ihre Sünde öffnen, für Gottes Gerechtigkeit und sein Gericht.
Johannes 16, 8
Wenn aber der Geist der Wahrheit kommt, hilft er euch dabei, die Wahrheit vollständig zu erfassen. Denn er redet nicht in seinem eigenen Auftrag, sondern wird nur das sagen, was er hört. Auch was in der Zukunft geschieht, wird er euch verkünden.
Johannes 16, 13
Die Frage im Hinblick auf die richtende Funktion ist also: Sind wir schwer genug für den Trennungsvorgang, der durch den Heiligen Geist gewirkt wird? Im Hebräischen wird für die Herrlichkeit Gottes der Begriff kabod verwendet. Zum Beispiel im Bezug auf den Tempel (vgl. Hesekiel 43,2-5). Die wörtliche Bedeutung dieses Begriffes wäre Schwere oder Gewicht. Die Herrlichkeit Gottes kann dementsprechend unserem Leben die notwendige Schwere geben, damit wir nicht wie Spreuch weggeweht werden, sondern die Schwere von Körnern haben. Im Moment der Wiedergeburt werden wir Teil des Tempels Gottes, weil durch den Heiligen Geist Gott in uns wohnt.
Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und dass Gottes Geist in eurer Mitte wohnt?
1. Korinther 3, 16
Gott selbst gibt uns durch den Glauben an ihn die notwendige Schwere oder Herrlichkeit, um im Gericht nicht weggeweht zu werden.