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Bibelauslegung

Psalm 1,5-6

Der Weg der Gerechten führt freigesprochen aus dem Gericht und immer in die Gemeinschaft der Heiligen.

Psalm 1,5 gibt uns eine Möglichkeit, uns intensiver mit dem Thema Gericht und Gemeindezugehörigkeit auseinanderzusetzen. 

Darum werden die Gottlosen nicht bestehen im Gericht, noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten. 

Psalm 1, 5

Was ist hier gemeint? Zunächst zum Gericht. Die Bibel lehrt sehr klar über ein Gericht am Ende der Dinge.

Bisher haben die Menschen das nicht erkannt, und Gott hatte Geduld mit ihnen. Aber jetzt befiehlt er allen Menschen auf der ganzen Welt, zu ihm umzukehren. Denn der Tag ist schon festgesetzt, an dem Gott alle Menschen richten wird; ja, er wird ein gerechtes Urteil sprechen, und zwar durch einen Mann, den er selbst dazu bestimmt hat. Er hat ihn darin bestätigt, indem er ihn von den Toten auferweckte.

Apostelgeschichte 17, 30-31

Denn einmal werden wir uns alle vor Christus als unserem Richter verantworten müssen. 

2. Korinther 5, 10a

Klar ist auch, dass der Christ aufgrund der Gnade Gottes vor einem Schuldspruch gerettet wird. Diese Gnade ermöglicht uns der Glaube an Christus.

Nachdem wir durch den Glauben von unserer Schuld freigesprochen sind, haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus. Er hat uns die Tür zu diesem neuen Leben geöffnet. Im Vertrauen haben wir dieses Geschenk angenommen, auf das wir uns jetzt gründen. Und mehr noch: Wir werden einmal an Gottes Herrlichkeit teilhaben. Diese Hoffnung erfüllt uns mit Freude und Stolz. 

Römer 5, 1-2

Denn nur durch seine unverdiente Güte seid ihr vom Tod gerettet worden. Das ist geschehen, weil ihr an Jesus Christus glaubt. Es ist ein Geschenk Gottes und nicht euer eigenes Werk. Durch eigene Leistungen kann ein Mensch nichts dazu beitragen. Deshalb kann sich niemand etwas auf seine guten Taten einbilden. 

Epheser 2, 8-9

Gleichzeitig lesen wir aber auch von einer Bedeutung der Werke in unserem Leben.

Denn einmal werden wir uns alle vor Christus als unserem Richter verantworten müssen. Dann wird jeder das bekommen, was er für sein Tun auf dieser Erde verdient hat, mag es gut oder schlecht gewesen sein. 

2. Korinther 5, 10

Der rettende Glaube ist ein die gesamte Existenz verändernder Vorgang. Die beiden genannten Aspekte sind also zwei Seiten der gleichen Medaille. Der Glaube an Christus rettet uns vor dem Schuldspruch im Gericht. Der Glaube ist die Wurzel und Werke die logische Frucht. 

Im Glauben an Christus treten wir gerecht gesprochen aus dem Gericht heraus und setzen unseren Fuß in die Gemeinde. Das ist der natürliche Weg nach Psalm 1,5.

Ekklesia ist nach dem neutestamentlichen Sprachgebrauch die Gemeinschaft der an Christus Glaubenden. In hellenistischer Zeit bezeichnet es die stimmberechtigte Volksversammlung. Ekklesia tou theou ist das Volk Gottes.

Für Paulus war die Gemeinde die örtliche Versammlung von Christus Gläubigen, in deren Mittelpunkt der Gottesdienst stand. Es gibt im Neuen Testament eine untrennbare Verknüpfung zwischen der Zugehörigkeit zu Jesus und der Zugehörigkeit zu einer solchen örtlichen Versammlung. Nach dem Neuen Testament gibt es kein Christsein, welches getrennt von einer solchen Gemeinschaft gelebt wird. 

Sie lobten Gott und waren im ganzen Volk geachtet und anerkannt. Die Gemeinde wuchs mit jedem Tag, weil der Herr viele Menschen rettete. 

Apostelgeschichte 2, 47

Wer gerettet wurde, der trug zum Wachstum dieser Gemeinschaft bei. Gibt es diese Gemeinschaft in deinem Leben, in der du stützt und gestützt wirst? 

Tomas Sjödin beschreibt in einem seiner Bücher ein Erlebnis mit so einer Gemeinschaft an einem Herbsttag in Italien, als er mit 8 oder 9 älteren italienischen Damen einen Gottesdienst besuchte.

Die Gemeinde nahm keine Notiz von mir, und wenn doch, dann verbarg sie das gut. Ich setzte mich still und leise in eine der hinteren Bänke, stand auf, wenn alle aufstanden, kniete, wenn alle knieten und versuchte die Lieder mitzusingen, so gut ich es konnte. Wie es an jenem Tag in mir aussah, konnten die anderen nicht ahnen. Dass einer mit sich selbst heftige innere Kämpfe ausficht, sieht man ihm nicht unbedingt an. Ich habe in meinem Leben schon Tausende von Gottesdiensten besucht. Und natürlich steht man in der Gefahr als Kritiker oder Rezensent teilzunehmen, wenn man den Gottesdienst nicht selber hält. Man analysiert, vergleicht und verbessert in Gedanken. Nichts von alledem passierte in diesem italienischen Dorfkirchlein. Und die Sprachverwirrung wurde mir eher zu einer Tür als zu einer Barriere. Ich verstand praktisch nichts von dem, was gesagt wurde, und doch verstand ich auf eine unergründliche Weise alles. Ganz schnell spürte ich auch, was keine Worte brauchte: dass mein Leben von den Gebeten der Menschen hier getragen wurde. Dass sie für mich glaubten, dass ich die Schultern sinken lassen konnte. Hier war alles gut, so wie es war. Ich trage die Erinnerung an diese Stunde seitdem wie etwas Heiliges mit mir und als eine meiner wichtigsten Lektionen in Sachen Glaube. […] Der Glaube ist etwas, dass man gemeinsam tut. Im Zeitalter des Individualismus wird der Glaube leicht zu einer Privatangelegenheit, etwas, bei dem es vor allem um ich und mich geht. Aber der Glaube ist nicht der Weg eines Solisten; es gehört zu seinem Wesen, dass er den anderen sucht, dass er dazugehören will. „Es fällt mir so schwer, an Gott zu glauben, aber es gibt eine Menge kluger Leute, die es tun, und das hilft mir“, schrieb mir ein junger Mann in einem Brief. Ist das naiv? Oder ein Ausdruck von Reife? Ich meine, es ist etwas, das auch am Ende der Überlegungen eines ganzen Lebens stehen kann: Wir sind des anderen Glaube. Wir glauben füreinander. Das haben mich die neun italienischen Mütterchen gelehrt. Und dafür werde ich ihnen immer den größten Respekt zollen.

Sjödin, Tomas. Es gibt so viel was man nicht muss, S.135ff.)

In einem antithetischen Parallelismus wird der Psalm in Vers 6 zugespitzt, indem der Gegensatz zwischen dem Weg des Gerechten und dem Gottlosen dargestellt wird. 

Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten; aber der Weg der Gottlosen führt ins Verderben. 

Psalm 1, 6

Den Weg der Gottlosen kennt Gott in dem Sinne, dass ihm kein Mensch verborgen ist. Aber er begleitet ihn nicht, sodass sich der Gottlose in einer gefährlichen Freiheit oder Verlorenheit befindet. Lade Gott ein, dich zu begleiten. Wende dich der Gemeinschaft zu, die er gestiftet hat. Der Weg der Gerechten führt freigesprochen aus dem Gericht und immer in die Gemeinschaft der Heiligen.