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Theologie

Warum Schwerter kaufen?

Wie also ist dann dieser Aufruf zum Erwerb der Schwerter zu verstehen? Offensichtlich kann es nicht um gewaltsamen Widerstand gehen, denn dann hätte Jesus sicherlich nicht gesagt, dass zwei Schwerter ausreichen.

In Lukas 22 lesen wir davon, dass Jesus seinen Jüngern kurz vor seiner Gefangennahme den Auftrag gibt, sich Schwerter zu kaufen.  

Und er sprach zu ihnen: Als ich euch aussandte ohne Beutel und Tasche und Schuhe, hat euch etwas gemangelt? Sie sprachen: Nichts! Nun sprach er zu ihnen: Aber jetzt, wer einen Beutel hat, der nehme ihn, ebenso auch die Tasche; und wer es nicht hat, der verkaufe sein Gewand und kaufe ein Schwert. Denn ich sage euch: Auch dies muss noch an mir erfüllt werden, was geschrieben steht: »Und er ist unter die Gesetzlosen gerechnet worden«. Denn was von mir [geschrieben steht], das geht in Erfüllung! Sie sprachen: Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter! Er aber sprach zu ihnen: Es ist genug!  

Lukas 22, 35-38; SCH2000

Wie lässt sich dieser Auftrag verstehen? Wieso sollten die Jünger Schwerter kaufen, obwohl Jesus seine Jünger nie zur Gewalt aufgerufen hat? Sogar bei seinem Verhör vor Pilatus macht Jesus deutlich, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist und es daher auch nicht mit Waffengewalt aufgebaut werden soll. 

Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wäre mein Reich von dieser Welt, so hätten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde; nun aber ist mein Reich nicht von hier. 

Johannes 18, 36; SCH2000

Wie also ist dann dieser Aufruf zum Erwerb der Schwerter zu verstehen? Offensichtlich kann es nicht um gewaltsamen Widerstand gehen, denn dann hätte Jesus sicherlich nicht gesagt, dass zwei Schwerter ausreichen. Außerdem verbietet Jesus den Gebrauch der beiden Schwerter später bei seiner Gefangennahme.  

Als nun seine Begleiter sahen, was da geschehen sollte, sprachen sie zu ihm: Herr, sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen? Und einer von ihnen schlug den Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm sein rechtes Ohr ab. Da antwortete Jesus und sprach: Lasst ab davon! Und er rührte sein Ohr an und heilte ihn.  

Lukas 22, 49-51; SCH2000

Aber wenn es Jesus nicht um eine Rebellion ging, worum ging es ihm dann? Ein erster Hinweis ist womöglich Lukas 22, 35: 

Und er sprach zu ihnen: Als ich euch aussandte ohne Beutel und Tasche und Schuhe, hat euch etwas gemangelt? Sie sprachen: Nichts! 

Lukas 22, 35; SCH2000

Jesus weist darauf hin, dass die bisherige Mission mit ihren Schwerpunkt außerhalb von Jerusalem überwiegend freundlich und ohne massive Komplikationen verlaufen ist. Jetzt in Jerusalem und der nahenden Kreuzigung von Jesus Christus wird der Druck durch die religiöse Elite höher und spitzt sich zu. Jesus will seine Jünger darauf vorbereiten, dass es für sie in Zukunft deutlich gefährlicher wird und sich die Atmosphäre verändert. Wenn wir uns die Geschichte der Apostel und der frühen Kirche anschauen, dann sollte sich diese Ankündigung von Jesus bewahrheiten. Den Hinweis auf die anstehende Veränderung gibt er ihnen durch das Bild der Schwerter. Jesus hat immer wieder physische Objekte benutzt, um nicht physische Wahrheiten zu verdeutlichen (Weinberg, Lampen, Samen, Schafe, etc.). Das Schwert ist auch so ein Objekt zur Verdeutlichung. Er nutzt es auch in Matthäus 10, 34: 

Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert!

Matthäus 10, 34; SCH2000

Es geht auch an dieser Stelle nicht um blutige Gewalt, sondern darum, dass Jesus Familien geistlich trennen wird, da es Familien gibt, in denen sich ein Teil für Jesus entscheidet und ein Teil gegen ihn. Dadurch werden Familien getrennt, da sich die zentrale Lebensausrichtung eines Menschen durch die Entscheidung für Jesus verändert. Es entsteht eine Trennung, die durch das Bild des Schwertes verdeutlicht wird. 

Der Zweck der Schwerter lässt sich zudem als die Erfüllung einer alttestamentlichen Prophetie aus Jesaja 53, 12 verstehen. Dort lesen wir: 

Darum will ich ihm die Vielen zum Anteil geben, und er wird Starke zum Raub erhalten, dafür, dass er seine Seele dem Tod preisgegeben hat und sich unter die Übeltäter zählen ließ und die Sünde vieler getragen und für die Übeltäter gebetet hat.  

Jesaja 52, 12; SCH2000

Diese Prophetie erfüllte sich in der Person von Jesus Christus. Er sollte wie ein Verbrecher gefangen genommen werden. Ein häufiges Kennzeichen für Verbrecher ist es, dass sie Waffen mit sich tragen. Zur Erfüllung der Prophetie reichten die beiden Schwerter absolut aus. 

Diese auf den ersten Blick verwirrende Bibelstelle eignet sich also nicht, um Jesus Aufruf zur physischen Gewalt zu unterstellen. Vielmehr warnt er seine Jünger durch ein starkes Bild, dass ein neues Kapitel beginnt. Außerdem zeigt sich an dieser Stelle eindrucksvoll, dass Jesus der angekündigte Messias ist, der alle messianischen Prophetien aus dem Alten Testament erfüllte.