Gerade in freikirchlichen Kreisen gibt es die Tendenz, alle hochkirchlichen Elemente, alte Traditionen und bewährte Liturgien aus dem Gottesdienst und Gemeindeleben zu entfernen. Beim Streben nach Relevanz wird stärker darauf geachtet, dass der Gottesdienstsaal einem Club und die Kinderräume IKEAs Småland ähneln, als dass die Botschaft des Evangeliums für den modernen Menschen verständlich kommuniziert wird.
Der Grund weshalb Kirchen Mitglieder verlieren, ist nicht in erster Linie die Orgelmusik, das alte Kirchengebäude, der Talar des Pastors oder die eingestaubte Liturgie. Kirchen schrumpfen, weil dort das Evangelium seine Durchschlagskraft verloren hat.
Wir verwenden mehr Energie darauf, dass die Kirche nicht wie eine Kirche aussieht, als danach zu streben, dass die Kirche wie eine Kirche ist. Das soll nicht heißen, dass neue Ausdruckformen von Kirche keinen Platz haben oder wir uns keine Gedanken machen sollten, wie wir die Schwelle zu unseren Gottesdiensten für Gäste möglichst niedrig halten. Die Frage ist vielmehr, ob wir diesen Aspekten die richtige Balance und Gewichtung geben.
Auf die Frage, ob Gottesdienste für Gläubige oder Nichtgläubige gestaltet sein sollten, antwortet R.C. Sproul:
„Die Kirche ist als Leib Christi konzipiert und der Gottesdienst am Sonntagmorgen ist speziell ein Ort, an dem das Volk Gottes zusammenkommt, um gemeinsam anzubeten, das apostolische Wort zu studieren und die Sakramente und anderen Gnadenmittel zu nutzen. Natürlich sind Nichtgläubige herzlich willkommen teilzunehmen. Aber in dem Moment, indem du beginnst Anbetung auf den Nichtgläubigen auszurichten, hast du den eigentlichen Sinn von biblischer Anbetung nicht verstanden. Das ist eine gefährliche Tendenz, die wir heutzutage sehen.” (Übersetzung durch Autor)
R.C. Sproul
Dem „besucherfreundlichen“ oder gar „besucherorientierten“ Gottesdienst ist also immer dann eine Absage zu erteilen, wenn er über das Willkommen Heißen zum Gottesdienst, Erklären von Gottesdienstelementen und Einladen zur Annahme des Evangeliums hinausgeht.
Was Kirchenfremde von einer Kirche erwarten, ist in erster Linie – eine Kirche.
Unterschätze also nicht die Präposition von Kirchenfremden und ihre Fähigkeit sich anzupassen, vorzubereiten und zu erwarten. Ein Besucher weiß, dass er nicht in einen Freizeitpark oder eine Disco geht, wenn er einen Gottesdienst besucht.